Ein halbnackter Fremder tanzt zwischen den Gräbern des Eferdinger Pfarrfriedhofs. Es ist November 1954, ein nasskalter Tag, und Dragan Džomba ist auf der Suche. Vor dem Friedhofstor stehen die Bürger – aufgebracht, misstrauisch, neugierig. Nur der Dechant nähert sich dem Serben und gibt ihm schließlich Quartier im Pfarrhof. Dragan spricht nicht viel, immer wieder zieht es ihn hinaus zum Lagerfriedhof nahe der Donau. Dort, wo es kaum Spuren der Vergangenheit gibt, sucht Dragan aber genau diese.
Er bezieht die Hütte auf dem „Serbenfriedhof“, schließt Freundschaften, erlebt Anfeindung und Argwohn. Jahre später, alt geworden, sitzt er im Gasthof Zum roten Krebs am Stammtisch. Dem Fremden bleibt das Fremde haften, das Seltsame. Ab und zu stellt ihm die zehnjährige Wirtstochter ein Bier hin. Sie ist in ihren Tagträumen daheim und fühlt eine Verbindung zu dem Mann, der nach Wald und Erde duftet, der vor ihr da war und weiß, welche Geschichte sich unter den Feldern verbirgt. Mit „Dschomba“ schreibt sich Karin Peschka das Wissen um die Vergangenheit jenes Ortes, in dem sie aufgewachsen ist, in die eigene Biografie. Sie erzählt vom Leben in einer kleinen Stadt, von Begegnungen, von Lebenswegen und -wendungen, und ein wenig davon, wie es ist, als Wirtstochter aufzuwachsen.
Der Roman Dschomba erschien 2023 im Otto Müller Verlag.
Die Autorin
Geboren 1967, aufgewachsen in Eferding, Oberösterreich, als Wirtstochter. Besuchte die Sozialakademie Linz und lebt seit 2000 in Wien. Arbeitete u. a. mit alkoholkranken Menschen und mit arbeitslosen Jugendlichen, aber auch mehrere Jahre im Bereich Onlineredaktion und Projektorganisation. Karin Peschka publizierte in diversen Anthologien und schrieb Kolumnen für oe1.ORF.at. 2008 erschien in der Edition Neuhauser Kunstmühle ihr Kunstbuch „Sterntaler“ (mit Michael Hedwig).
Ihr Debütroman „Watschenmann“ wurde 2019 für die Bühne adaptiert und im Wiener Volkstheater aufgeführt.
Auszeichnungen:
- 2013: Literaturpreis Wartholz für „Watschenmann“
- 2014: Floriana Literaturpreis für „Watschenmann“
- 2015: Literaturpreis Alpha für „Watschenmann“
- 2015: Elias-Canetti-Stipendium der Stadt Wien für „FanniPold“
- 2016: Adalbert-Stifter-Stipendium und Elias-Canetti-Stipendium für „FanniPold“
- 2017: Ingeborg-Bachmann-Publikumspreis 2017 und Stadtschreiber-Stipendium 2018 der Stadt Klagenfurt für „Wiener Kindl“ (Auszug aus „Autolyse Wien“)
- 2017: Nominierung für den Österreichischen Buchpreis 2017 („Autolyse Wien“)
- 2019: Residenzstipendium Kosovo „Prishtina has no river“, September 2019
- 2019/20: Projektstipendium des Bundeskanzleramtes zur Förderung der Arbeit am nächsten großen Schreibprojekt
- 2020: Nominierung für den Österreichischen Buchpreis 2020 („Putzt euch, tanzt, lacht“)
- 2020-2023: Robert-Musil-Stipendium für die Arbeit am aktuellen Roman „Dschomba“
Pressestimmen (Auswahl):
Ihrem Protagonisten hat Karin Peschka schon in ihrem ersten Roman einen Auftritt gewährt. Seither ist er gewachsen und gereift und um etliche Schichten und Geheimnisse reicher. Zusammen mit den plastischen Nebenfiguren dieser facettenreichen Kleinstadtgemeinschaft ergibt das ein ebenso buntes wie tiefgründiges Romanerlebnis. Judith Hoffmann, Radio Ö1 Kulturjournal
Eine starke Geschichte voll historischer Infos, sprachlich souverän und kurzweilig. Karin Waldner-Petutschnig, Kleine Zeitung
Moderation: Evelyn Bubich
Die Veranstaltung wird gefördert durch die Kulturabteilung der Stadt Wien (MA 7) und die Bezirksvertretung Alsergrund.
Der Eintritt ist frei.